Matthias Politycki trifft Hu Wei

Zeit: 25.04.2021, 15:00 – 16:30

Gäste: Matthias Politycki, Hu Wei

Ort: Goethe-Institut China

Sprache: Deutsch, Chinesisch

Eintritt frei. First come, first served.

Aus Anlaß der aktuellen chinesischen Veröffentlichung „Hinter dem Licht und den Dingen. 81 Gedichte“ spricht der Schriftsteller Matthias Politycki mit der Germanistin und Übersetzerin Hu Wei über das Schreiben von Gedichten, Reisen, der neuen Lesbarkeit und den Herausforderungen bei der Übersetzung von Gedichten. Dabei kommen auch Übersetzer*innen, die an „Hinter dem Licht und den Dingen: 81 Gedichte“ mitgewirkt haben, bei der Lesung und Diskussion zu Wort. Der Autor wird virtuell zu der Live-Veranstaltung zugeschaltet.

Matthias Politycki schreibt, seitdem er 16 ist und wurde schon mit seinem opulenten Romandebüt als „Formfex im Sprachfels“ (Die Welt) gefeiert. Sein umfangreiches Werk besteht aus mehrere Romane, Erzähl- und Gedichtbänden sowie vielbeachteten Sachbücher und Reisereportagen. Er gilt als großer Stilist und ist einer der vielseitigsten Schriftsteller der deutschen Gegenwartsliteratur. Sein „Weiberroman“ , eine Hommage an die 70er und 80er Jahre, gilt als eines der zentralen Werke der literarischen Postmoderne; als „einer der schönsten Schelmenromane unserer Zeit“ (Radio Bremen) wurde seine Kreuzfahrtsatire „In 180 Tagen um die Welt“ zum Bestseller. Sieben Jahre nach seinem als „wahrer Monolith“ (Stern) gerühmten Roman „Samarkand Samarkand“ erscheint erschien 2020 ein neuer großer Roman „Das kann uns keiner nehmen“, für den er um ein Haar in Afrika gestorben wäre. Gerettet hat ihn die Liebe einer Frau.

In seinen Gedichten schlägt Matthias Politycki einen ganz eigenen Ton an. Formstrenge Sonette stehen neben konkreter Poesie, Haikus oder Balladen, und werfen treffsicher Schlaglichter auf die Liebe, den Tod und die vermeintlichen Banalitäten des Alltags. Vom rätselhaften Germknödelparadigma bis zum lässigen Botswana-Blues nehmen sie den Leser mit auf eine Reise zwischen Heimatkunde und Weltweisheit. Und immer dorthin, so Wolfgang Frühwald,„wo die Lyrik tausend Geschichten erzählt und die Prosa wie eine alte Rhapsodie erklingt, wo das Schwere leicht und unkompliziert, das Leichte schwer und in der Tiefe des Textes versteckt ist, wo die Textstruktur nur scheinbar einfach ist und Nietzsches Credo auch als Polityckis ‚Arbeitsmaxime’ zu lesen ist: ‚Oberflächlich – aus Tiefe.’“

Die Gedichtsammlung „Hinter dem Licht und den Dingen: 81 Gedichte“ von „Weidu“ (Guizhou People's Publishing House) wurde 2021 mit Unterstützung des Übersetzungsförderungsprogramm des Goethe-Institut veröffentlicht. Sie wurde vom Autor aus dem Band „Sämtliche Gedichte 2017-1987“ speziell für die chinesische Leserschaft ausgewählt und ist in „Naturgedichte“, „Stadtgedichte“ und „Liebesgedichte“ „Lebensgedichte“ und „Gedichte des Fernen Ostens“ unterteilt. Ebenfalls enthalten ist der vollständige Text von Politikys Rede „Naturgedichte, Stadtgedichte, Liebesgedichte, Lebensgedichte - Warum Gedichte und Erwartungen an die Poesie schreiben“ seiner geisteswissenschaftlichen Vorlesung an der Universität Peking im Oktober 2018.

Matthias Politycki, geboren 1955 in Karlsruhe, ist Mitglied des deutschen PEN. Er promovierte 1987 und veröffentlichte im selben Jahr seinen ersten Roman. Von 1989 bis 1990 war er Assistenzprofessor an der Universität München. Später wurde er freiberuflicher Schriftsteller und genoss bald einen Platz im zeitgenössischen Deutsch Literatur. Politiky hat mehr als 30 Werke veröffentlicht, darunter Romane, Kurzgeschichten, Gedichte, Essays usw. Die Werke wurden ins Englische, Französische, Italienische, Dänische, Japanische und andere Sprachen übersetzt. 2018 und 2019 war Politycki als Writer-in-Residence jeweils nach Shanghai und Beijing eingeladen. Während seines Aufenthalts in Beijing nahm er an der vom Goethe-Institut China veranstalteten Übersetzerwerkstatt zum Thema „Lyrikübersetzung“ teil.

Hu Wei, Associate Professor am Institut für Germanistik der Peking Universität, Ph.D. an der LMU München. Arbeitsschwerpunkte: Deutsche Literaturgeschichte, Deutschsprachige Lyrik, Nature Writing in Deutschland.

„Er ist anspruchsvoll, lebensnah und weltoffen. Und so wie er ist, sind auch seine Gedichte.“ (tagesschau)

„Enorm präzise Beobachtungen menschlichen Verhaltens, eine an Dingfetischismus grenzende Beschreibungsfähigkeit, Humor und hellwache Form- und Sprachartistik.“ (Deutschlandfunk)

„Treu bleibt sich dieser Dichter der ’neuen deutschen Lesbarkeit‘, obwohl bestens geschult in Formen und Traditionen, dabei stets im Verzicht auf jede Verrätselung. Hier sucht einer das Glück in der scheinbaren Einfachheit; dabei stets im melancholischen Wissen um die Vergänglichkeit.“ (Süddeutsche Zeitung)