Ein Projekt von und mit Lucy Wilke und Paweł Duduś mit Musik von Kim Twiddle

Zeit: 30.05.2021, 16:10 – 18:45

Einführung/Moderation: Wang Mengfan (Theaterregisseurin, Choreografin)

Gäste beim Nachgespräch: Lucy Wilke (Konzeption, Performerin), Pawel Dudus (Konzeption, Performer) und Kim Ranalter (Musik)

Sprache des Screenings: Deutsch und Englisch mit chinesischen Untertiteln

Sprache des Gesprächs: Chinesisch/Chinesische Simultanübersetzung mit Gebärdensprache

Ort: Goethe-Institut China

Adresse: Originality Square, 798-Kunstviertel, Jiuxianqiao-Straße 2, Bezirk Chaoyang, Beijing

ZEITPLAN

30.Mai 2021

Screening der Auszeichnung „Scores that shaped our friendship“ mit Einführung und Nachgespräch

16:10 Einlass Besucher*innen mit Online-Anmeldung

16:25 Ende des Eintritts der Besucher*innen mit Online-Anmeldung

16:26 Einlass Besucher*innen auf der Warteliste, bzw. der Besucher*innen, die sich vor Ort anstellen)

16:30 Beginn der Veranstaltung

18:45 Ende der Veranstaltung

Für die Online-Registrierung klicken Sie bitte hier. Beginn der Anmeldung: 21. Mai 2021, 12 Uhr. Anmeldungsfrist: 30. Mai 2021, 12 Uhr. Gültigkeit des QR-Codes: 30. Mai, 16:25

5. Juni 2021

Screening „Scores that shaped our friendship“

18:10 Einlass Besucher*innen mit Online-Anmeldung

18:25 Ende des Eintritts der Besucher*innen mit Online-Anmeldung

18:26 Einlass Besucher*innen auf der Warteliste, bzw. der Besucher*innen, die sich vor Ort anstellen

18:30 Beginn der Veranstaltung

19:45 Ende der Veranstaltung

Für die Online-Registrierung klicken Sie bitte hier. Beginn der Anmeldung: 3. Juni 2021, 12 Uhr. Anmeldungsfrist: 5. Juni 2021, 12 Uhr. Gültigkeit des QR-Codes: 5. Juni, 18:25

Als Kooperationspartner der Berliner Festspiele begleitet das Goethe-Institut China auch das diesjährige Theatertreffen und präsentiert mit nur wenigen Tagen Verzögerung ausgewählte Stücke mit Videovorführungen im Mai und Juni in seinen Räumlichkeiten in „798“.

Am 30. Mai und 5. Juni 2021 präsentiert das Goethe-Institut China die Aufzeichnung der Inszenierung, die zum diesjährigen Theatertreffen eingeladen ist: SCORES THAT SHAPED OUR FRIENDSHIP von und mit Lucy Wilke und Paweł Duduś mit Musik von Kim Twiddle (Premiere am 13. Februar 2020, schwere reiter, München). Das Screening am 23. Mai findet mit einer Einführung von Wang Mengfan und einem anschließenden Q&A mit den drei Künstler*innen via Live-Streaming statt.

Zum Inhalt: In „SCORES THAT SHAPED OUR FRIENDSHIP geht es um Zusammengehörigkeit. Es geht um die Liebe zum Detail und Spaß“. Lucy Wilke und Paweł Duduś erforschen die Bandbreite ihrer Beziehung, ihrer Freundschaft. Ihre poetischen Tendenzen, ihren Drang nach Sinnlichkeit und die Herausforderungen, die uns in spielerischen Interaktionen aufbauen.

Dieser Cocktail der Persönlichkeiten fordert auch die Stereotypen und normativen Wahrnehmungen in der Gesellschaft und Kultur heraus, die alles, was anders ist, eifrig kennzeichnen, marginalisieren und diskriminieren. Wir achten unsere Verschiedenartigkeit und feiern das Nicht-Normative. Diese Arbeit bietet Einblicke in eine alternative Lebens- und Seinsform. Sie zeigt Qualitäten und Werte, von denen wir uns wünschen, dass sie in unserem täglichen Leben präsenter sind.

Gemeinsam legen wir den Schwerpunkt auf die Verkörperung – die atypische Verkörperung. „Wir verkörpern unsere Erinnerungen, unsere Träume und Wünsche. Wir verkörpern Schönheit. Wir sind schön.“

Gefördert wird das Projekt durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, den Bezirk Oberbayern und die Kulturstiftung der Stadtsparkasse München. Diese Produktion wird unterstützt von Tanztendenz München e.V.

STATEMENT DER JURY

In sieben kurzen Kapiteln vermessen und feiern die mit spinaler Muskelatrophie geborene Schauspielerin Lucy Wilke und der queere Tänzer Paweł Duduś ihre besondere Freundschaft. Mit Sprache und Tanz, fein synchronisierten Bewegungen, innigen Zwei-Körper-Skulpturen und Gedankenreisen nehmen sie gängige Abhängigkeits- und Opfer-Narrative auf, um sie zumindest für den Moment mit der Freiheit des Spiels und der Fantasie zu überwinden. Die beiden versuchen sich an einer Utopie bedingungsloser Akzeptanz, die die Grenzen der Freundschaft in Richtung Lust und Sinnlichkeit erweitert. Dabei wissen sie sehr wohl um deren Zerbrechlichkeit und die Grausamkeit normativer Zuschreibungen, machen aber seine ‚weiblichen‘ Bewegungen oder ihre Standard-Zurückweisung bei Tinder – „Du hast ein so hübsches Gesicht, aber …“ – leichterhand zu ihrem ureigenen Spiel-Material. Dieser fragile Freie Szene-Abend erweist sich als ein kompromissloser Kategoriensprenger und ist als zärtlich-entspannter Pas de deux der Berührungen von phänomenaler Wucht. Nicht nur in diesen berührungsarmen Zeiten.

PRESSESTIMMEN

Solch feinfühlige Abende bräuchte es öfter. Lucy Wilke und Paweł Duduś haben mit „Scores that Shaped our Friendship” ein dramaturgisch, inhaltlich und ästhetisch sehr gelungenes Stück auf die Bühne gebracht. […] Allgemein ist es wunderschön zu sehen, mit welcher Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit Lucy Wilke und Paweł Duduś miteinander umgehen und welche positive Lebensfreude sie dabei ausstrahlen. Momente, in denen Duduś zu Kim Ramona Ranalters rhythmischen Klängen lasziv an der Wand tanzt und Wilke dabei begeistert mitgeht und anschließend ihren Freund mit dem Rollstuhl spielerisch durch den Raum zieht, machen einfach großen Spaß. Und trotzdem gelingt es „Scores that Shaped our Future“ gleichzeitig in seinen ruhigeren und kleineren Momenten, zum Nachdenken über den eigenen Körper und den anderer anzuregen. (tanznetz.de) 

Der spielerisch-ungezwungene Umgang der beiden lässt derartige Zuschreibungen vollkommen blödsinnig erscheinen. Und weil sie sich generell weniger für Defizite als für ihr gemeinsames Potenzial interessieren, lösen sich auch beim Zuschauer rasch etwaige Beklemmungen auf. Fast wird man neidisch: Einander so zu nehmen und zu lassen, wie man ist, ist doch die schönste aller Utopien. (Süddeutsche Zeitung)

DIE GÄSTE

Lucy Wilke, geboren 1984, ist Sängerin, Schauspielerin, Tänzerin, Autorin und Regisseurin. Sie schreibt Drehbücher, inszeniert Theaterstücke und führte Regie bei mehreren Kurzfilmen, u. a. mit den Schauspielern Shenja Lacher und Lambert Hamel. Mit ihrer Band BLIND AND LAME tritt sie seit 2013 deutschlandweit auf. Sie hat SMA (Spinale Muskelatrophie) und benutzt einen Rollstuhl. Ihre Bühnenausbildung erhielt sie am International Munich Art Lab. Als Performerin stand sie in einer der Hauptrollen für das Musical „EXTAZE“ auf der Bühne. Es folgen weitere Rollen bei mehreren Performances an unterschiedlichen Theaterhäusern. Mit der internationalen Produktion „Lands of Concerts“ arbeitet sie momentan in verschiedenen Ländern Europas an einer neuen Performance. Seit Herbst 2020 ist sie festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. 2020 spielten Lucy Wilke und Paweł Duduś im schwere reiter in München und in den Münchner Kammerspielen „SCORES THAT SHAPED OUR FRIENDSHIP“. Für dieses Stück erhielten sie 2020 den Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie Beste Darsteller*in Tanz und wurden zum Theatertreffen 2021 eingeladen.

Paweł Duduś, geboren 1989 in Polen, ist ein Queer-Migrant-Feminist, der seine künstlerische Sprache anhand der Erfahrungen aus den Bereichen Tanz, Theater und Performance-Kunst gestaltet hat. Im Laufe der Zeit hat er an verschiedenen Orten gelebt und gearbeitet, was zur Entwicklung einer größeren gesellschaftspolitischen Sensibilität beigetragen hat, die seine heutige künstlerische Arbeit beflügelt. Paweł Duduś hat sich intensiv mit dem Thema Sexualität befasst und sich dabei auf die Korrelation zwischen sexuellem Ausdruck und unserer Identität konzentriert sowie nach Wegen gesucht, wie Muster und Gewohnheiten in der Art und Weise, wie Menschen in einer intimen Umgebung miteinander interagieren, reformiert werden können. Er hat mit mehreren Regisseur*innen, Choreograf*innen, Tänzer*innen und Performer*innen zusammengearbeitet. 2017 spielten Paweł Duduś und Lucy Wilke bei der Theaterproduktion „Fucking Disabled“ unter der Regie von David von Westphalen, die im PATHOS München Premiere hatte und auch zu Rodeo 2018, dem Münchner Theaterfestival der Freien Szene, eingeladen war. 2020 spielten die beiden im schwere reiter in München und in den Münchner Kammerspielen „SCORES THAT SHAPED OUR FRIENDSHIP“. Für dieses Stück erhielten sie 2020 den Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie Beste Darsteller*in Tanz und wurden zum Theatertreffen 2021 eingeladen.

Kim Ramona Ranalter (Kim Twiddle), geboren 1981 in München, arbeitet als Theatermacherin, Musikproduzentin, Musikerin und DJ* Kim_Twiddle am liebsten mit Künstler*innen und Ensembles of all Backgrounds in interdisziplinären Projekten zusammen. Nach einer zweijährigen Bühnenausbildung bei IMAL Musiktheater e. V. (International Munich ArtLab), war sie dort bis 2013 als Assistentin der Musikalischen Leitung sowie als Dozentin für Arrangement und Studiotechnik beschäftigt. Von 2014 bis 2018 arbeitete sie mit Regisseur*innen und Ensembles in der freien Theaterszene Bayerns. Seit 2016 liegt ihr Fokus vermehrt bei elektronischer Musikkomposition und Sounddesign. Zuletzt entwickelte und spielt sie die Bühnenmusik zu „Amsterdam“ (2019/2020) am Volkstheater München und „SCORES THAT SHAPED OUR FRIENDSHIP“ (2020). Für die Medienkünstlerin Barbara Herold setzt sie das Sounddesign einer dritten gemeinsamen audio-visuellen Daueraustellung im öffentlich-virtuellen Raum um. Seit 2018 engagiert sie sich zudem im Rahmen des queer-feministischen DJ*Kollektivs WUT.

Wang Mengfan ist eine unabhängige Theaterregisseurin und Choreografin und arbeitet in Peking. Zu ihren Theaterarbeiten zählen u. a. „50/60 – Dance Theater with Dama“ (2015/16) und das Kindertheater „The Divine Sewing Machine“. 2018 nahm sie als Stipendiatin des Goethe-Instituts am Internationalen Forum des Berliner Theatertreffens teil; im selben Jahr wurde sie vom deutschen Tanzmagazin tanz im Jahrbuch 2018 als „Hoffnungsträger“ ausgezeichnet. Im Jahr 2019 gründete sie ihr eigenes Studio „Walking Theatre“.