Ein Rechercheprojekt von Christine Umpfenbach Screening mit Einführung und Nachgespräch

Partner: Luminous Festival, Münchner Kammerspiele
Zeit: 03.07.2021, 14:00 – 17:45
Gäste: Christine Umpfenbach (online), Chen Si’an
Ort: Goethe-Institut China
Adresse: Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road No. 2, Chaoyang District, Beijing
Das Goethe-Institut ist durch Rampen an den Eingängen für Rollstuhlfahrer*innen zugänglich und verfügt über eine barrierefreie Toilette. Zur weiteren Unterstützung stehen die Mitarbeitenden vor Ort gern zur Verfügung.

Für die Anmeldung klicken Sie bitte hier.
Beginn der Online-Anmeldung: 1. Juli 2021 um 12 Uhr.
Ende der Online-Anmeldung: 3. Juli 2021 um 12 Uhr.

ZEITPLAN

14:00 – 14:30
Beginn der Veranstaltung und Einführung durch Chen Si’an
Sprache: Chinesisch mit Gebärdensprache

14:30 - 16:00
Screening „9/26 – Das Oktoberfestattentat“
Sprache: Deutsch mit chinesischen Untertiteln

16:15 – 18:00
Input von Christine Umpfenbach und Nachgespräch

Gast: Christine Umpfenbach (online)
Moderation: Chen Si'an
Sprache: Chinesische Simultanübersetzung mit Gebärdensprache

Unsere Kooperation mit dem inklusiven Luminous Festival wird 2021 fortgesetzt. An zwei Nachmittagen im Juli beschäftigen wir uns mit dem Thema „Dokumentartheater im Stadtraum“ und zeigen Videoaufzeichnungen von drei Inszenierungen aus Deutschland mit Einführung und Nachgespräch. Am 3. Juli blicken wir zuerst auf München im Jahr 1980 zurück, auf ein wichtiges Ereignis, das aber bei vielen in Vergessenheit geraten ist…

Welche Geschichten müssen erzählt werden? Wessen Geschichten erzählen wir?  Wer erzählt sie? Und welche Form finden wir dafür?

Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980 war ein rechtsextremer Terroranschlag am Haupteingang des Oktoberfests in München. Durch die Explosion einer handgefertigten Bombe wurden 13 Personen getötet und 221 verletzt, 68 davon schwer. Auch der Täter selbst, Gundolf Köhler, Mitglied der rechtsradikalen Wehrsportgruppe Hoffmann, starb bei dem Attentat.

Das Oktoberfestattentat war der schlimmste Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik. Und dennoch hat er kaum Eingang in das kollektive Bewusstsein gefunden. Anders als etwa 9/11 in den USA ist das Attentat kein Bezugspunkt unserer Geschichtserzählung geworden. Warum das so ist, davon erzählt das Projekt „9/26 – Das Oktoberfestattentat“ von Christine Umpfenbach. Erzählt werden vor allem die Geschichten der Überlebenden und Betroffenen des Anschlags. Umpfenbachs Rechercheprojekt konzentriert sich auf die persönlichen Folgen, die solche Anschläge haben – und wie wir als Gesellschaft mit den von rechter Gewalt Betroffenen umgehen. Das Stück hatte am 24. Oktober 2020 in den Münchner Kammerspielen Premiere und wurde 2021 für den Mühlheimer Dramatikerpreis nomiert.

PRESSESTIMMEN

„Der Abend lebt von der eindringlichen, authentischen Schilderung der Überlebenden des rechten Terrors und konzentriert sich ganz auf die Opferperspektive. Im Zentrum stehen politische Aufklärungsarbeit und Informationsvermittlung, dennoch hat dieser Dokutheater-Abend über das Oktoberfest-Attentat auch einige spielerische Momente, so beginnt der Abend z.B. mit einer kurzen, szenischen Collage, was im Jahr 1980 sonst noch los war: von Disco-Hits bis zur Bundestags-Wahlkampf-Auseinandersetzung zwischen Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß.“
- Konrad Kögler

daskulturblog.com, 18.1.2021

DIE GÄSTE

Christine Umpfenbach lebt in München und arbeitet als Regisseurin und Autorin. Ihre dokumentarischen Theaterprojekte befassen sich mit gesellschaftspolitischen Themen und haben fast immer einen konkreten geographischen und lokalen Bezug. Häufig geht es um Themen wie Migration und Zugehörigkeit. Jedes Projekt entsteht durch eine intensive Recherche. Die Darsteller*innen sind häufig keine professionellen Schauspieler*innen, sondern Menschen, die auf Grund ihrer Lebenserfahrung im Mittelpunkt der Projekte stehen, z.B. ältere Menschen, Kinder, Geflüchtete. In ihren Stücken wird die Stadt zur Bühne. Das Theaterprojekt Gleis 11 fand in einem Luftschutzbunker direkt unter dem Münchner Hauptbahnhof statt. Urteile das im Residenztheater München 2014 uraufgeführt wurde, war das erste Stück im deutschsprachigen Raum, das aus der Perspektive der Opfer des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), erzählt. Umpfenbach hat an Theatern wie der Volksbühne Berlin, den Münchner Kammerspielen, dem Theater Freiburg und dem Residenztheater München gearbeitet. 2014 erhielt sie den Theaterförderpreis der Landeshauptstadt München. Ihr neuestes Stück 9/26 – Das Oktoberfestattentat wurde für den renommierten Mülheimer Dramatikerpreis 2021 nominiert.

Chen Si’an, Schriftstellerin, Dramaturgin und Regisseurin. Sie hat mehrere Sammlungen von Kurzgeschichten („Eating Alive“, „A Counterfeit Life“, „From now on, I ask, you answer“) und Theaterstücke („Dreams of the Ordinary“, „Counterfeit Life“ etc.) veröffentlicht und u. a. bei „Following Huang Gong Wang, Visiting Fuchun Mountains“ und „Eating Fire“ Regie geführt.

UNSERE PARTNER

Münchner Kammerspiele
Die Münchner Kammerspiele wurden 1911 als Privattheater gegründet. 1926 zog die Kompanie in das Schauspielhaus, ein Art Nouveau Gebäude, das 1901 durch dem Architekten Riemerschmidt erbaut wurde. Heute gehören zwei weitere Studiobühnen zu dem Theater. Eine Vielzahl wichtiger, zeitgenössischer Regisseure wie Jossi Wieler, Johan Simons, Luk Perceval, Andreas Kriegenburg, Sebastian Nübling, Armin Petras, Stefan Kaegi, Lola Arias und Alvis Hermanis gestalten den Stil der Münchner Kammerspiele mit. Die Förderung junger, internationaler Regisseure liegt dem Theater am Herzen. Die Münchner Kammerspiele haben überregionale Bedeutung erlangt, bewiesen nicht zuletzt durch die wiederholte Einladung zu dem Berliner Theatertreffen und einer Vielzahl von internationalen Festivals.

Luminous Festival
Das Luminous Festival ist das erste inklusive Kunstfestival in China. Es wurde 2019 vom in Beijing ansässigen Kulturzentrum Body On&On initiiert und wird von der Luminous-Stiftung ausgerichtet. Inklusive Kunst konzentriert sich auf die Themen Behinderung, Altern, Geschlecht und Minderheiten und ist der direkteste und effektivste Weg, um mit künstlerischen Mitteln in das gesellschaftliche Geschehen einzugreifen. Das Luminous Festival hat sich dem künstlerischen Konzept des „Art for All, Art for Change“ verschrieben und bietet eine künstlerische Plattform für spezielle Gruppen und erhöht die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Kreativen und Teilnehmer*innen aus verschiedenen Ländern, Gemeinschaften und mit unterschiedlichen Fähigkeiten, um soziale Vorurteile abzubauen, künstlerische Energie zu vermitteln und künstlerische Methoden zu erforschen, um eine inklusive Gesellschaft aufzubauen. Die Themen, die im Rahmen des Festivals diskutiert werden, konzentrieren sich auf den subjektiven künstlerischen Ausdruck von Menschen mit Behinderung, von Älteren, von marginalisierten Personen und arbeitenden Frauen.