Sa, 17.07.2021
15:00 Uhr - 19:00 Uhr
GOETHE-INSTITUT BEIJING IN „798“
Goethe-Institut China
Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road 2, Chaoyang District
Beijing
Partner: Luminous Festival, Rimini Protokoll
Zeit: 17.07.2021, 15:00 – 19:00
Ort: Goethe-Institut China
Gäste: Stefan Kaegi, Li Yinan (beide online)
Moderation: Huang Jiadai
Ort: Goethe-Institut China
Adresse: Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road No. 2, Chaoyang District, Beijing
Das Goethe-Institut ist durch Rampen an den Eingängen für Rollstuhlfahrer*innen zugänglich und verfügt über eine barrierefreie Toilette. Zur weiteren Unterstützung stehen die Mitarbeitenden vor Ort gern zur Verfügung.
Für die Anmeldung scannen Sie klicken Sie bitte hier.

Beginn der Online-Anmeldung: 15. Juli 2021 um 12 Uhr.
Ende der Online-Anmeldung: 17. Juli 2021 um 12 Uhr.

Unsere Kooperation mit dem inklusiven Luminous Festival wird 2021 fortgesetzt. An zwei Nachmittagen im Juli beschäftigen wir uns mit dem Thema „Dokumentartheater im Stadtraum“ und zeigen Videoaufzeichnungen von Theaterstücken aus Deutschland mit Nachgespräch. Am 17. Juli laden wir Stefan Kaegi, Mitbegründer der renommierten Künstlergruppe Rimini Protokoll, ein, die künstlerische Praxis des Kollektivs vorzustellen. Gezeigt werden an dem Nachmittag u.a. die Dokumentationen ihrer Projekte „Remote X“ und „Utopolis“. Nach einem kleinen Einblick in die aktuelle Entwicklung des chinesischen Dokumentartheaters durch Professorin Li Yinan werden Stefan Kaegi, Li Yinan und die Theaterkritikerin Huang Jiadai über das Thema „Dokumentartheater im Stadtraum“ diskutieren.

Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel haben im Jahr 2000 das Theater-Label Rimini Protokoll gegründet und arbeiten seither in verschiedenen Konstellationen unter diesem Namen. Stück für Stück erweitern sie die Mittel des Theaters, um neue Perspektiven auf die Wirklichkeit zu schaffen. Rimini Protokoll entwickeln ihre Bühnenstücke, Interventionen, szenischen Installationen und Hörspiele oft mit Expert*innen, die ihr Wissen und Können jenseits des Theaters erprobt haben. Außerdem übersetzen sie gerne Räume oder soziale Ordnungen in theatrale Formate. Viele ihrer Arbeiten zeichnen sich durch Interaktivität und einen spielerischen Umgang mit Technik aus.

So erklärten Rimini Protokoll zum Beispiel die „Hauptversammlung“ der Daimler-Aktionär*innen zum Theaterstück oder inszenierten mit „Call Cutta“ and „Call Cutta in a Box“ eine transatlantische Unterhaltung zwischen einem Mitarbeiter eines indischen Call-Centers und je eine*r Theaterbesucher*in. Mit „100 % Stadt“ schufen sie eine weltweit immer wieder neu kontextualisierte Inszenierung, die 100 repräsentativ ausgewählte Bürger*innen der Stadt auf einer Theaterbühne versammelt.

„Remote X“ stellt die Frage nach künstlicher Intelligenz, Big Data und unserer eigenen Vorhersagbarkeit. Das Projekt bewegt sich als mobiles Forschungslabor von Stadt zu Stadt. Dabei baut jede neue ortsspezifische Version auf der Dramaturgie der Vor-Stadt auf und schreibt das Stück so immer weiter. Wie können wir gemeinsam Entscheidungen treffen? Wem folgen wir, wenn wir uns von einem Computerprogramm leiten lassen? „Remote X“ ging 2018 auch in Shanghai auf Tournee.

In „Utopolis“ lässt sich das Publikum von 48 tragbaren Lautsprechern durch die Stadt führen - um Kurs auf gemeinsame oder sich widersprechende Utopien aufzunehmen. Wie sprechen wir Recht und wie erlassen wir Gesetze? Wie organisieren wir Wissen und wie bereiten wir kommende Generationen auf die Zukunft vor? Woran glauben wir? Wie wollen wir zusammenleben? Unterwegs begegnen sie anderen Gruppen mit Lautsprechern deren Musikelemente sich mit den ihren zu einem größeren Ganzen verbinden. Gemeinsam werden hunderte von Zuschauer: innen zu Co-Autor:innen der flüchtigen Utopien dieses Stücks.

Ihre Stücke „Chinchilla Arschloch, waswas“ (2020) „Situation Rooms“ (2014) wie auch „Wallenstein“ (2006) und „Deadline“ (2004) wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Darüber hinaus erhielten Rimini Protokoll u.a. den Mülheimer Dramatikerpreis für „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“ (2006), den Deutschen Theaterpreis Faust, den Grand Prix Theater des Schweizer Bundesamts für Kultur, den Europäischen Theaterpreis, den Silbernen Löwen der Theaterbiennale Venedig sowie den Deutschen Hörspielpreis und den Hörspielpreis der Kriegsblinden. Seit 2003 befindet sich das Produktionsbüro von Rimini Protokoll in Berlin.

Home page „Rimini Protokoll“
https://www.rimini-protokoll.de

Zeitplan
15:00 – 16:00
Screening: Remote X
Sprache: Deutsch mit chinesischen Untertiteln

16:15 – 17:45
Vorträge und Diskussion mit Q&A: HUANG Jiadai, LI Yinan und Stefan Kaegi - Dokumentartheater im Stadtraum
Sprache: Chinesisch / Chinesische Simultanübersetzung mit Gebärdensprache

18:00 - 18:40
Screening: Utopolis
Sprache: Deutsch mit chinesischen Untertiteln

DIE GÄSTE

Stefan Kaegi ist in der Schweiz aufgewachsen, hat in Basel Philosophie, in Zürich Kunst und in Gießen angewandte Theaterwissenschaften studiert. Er inszeniert in verschiedenen Konstellationen dokumentarische Theaterstücke, Stadtrauminszenierungen und Hörspiele, die meistens unter dem von ihm gemeinsam mit Helgard Haug und Daniel Wetzel begründeten Label Rimini Protokoll veröffentlicht werden. Er lebt in Berlin, wo Rimini Protokoll ihr Büro haben.

Li Yinan ist Professorin an der Abteilung für dramatische Literatur der Central Academy of Drama, Betreuerin von Doktoranden und Direktorin der Abteilung für Theaterplanung. Ihr Forschungsgebiet umfasst vor allem neue Arten von Theater und Dramaturgie.

Huang Jiadai ist eine in Shanghai ansässige Theatermacherin und Dramaturgin. Sie sieht ihre künstlerische Praxis als einen Weg, die Komplexität der Dinge zu erforschen. Ihre persönlichen Arbeiten bzw. Projekte, an denen sie beteiligt war, wurden in verschiedenen Städten und bei Festivals in Europa und Asien präsentiert. Sie ist auch Theaterautorin und publiziert über darstellende Künste. Derzeit leitet sie internationale Kooperationsprojekte am Shanghai Dramatic Arts Center und ist Programmdirektorin des Shanghai Contemporary Theatre Festivals. Sie ist auch in mehreren regionalen internationalen Netzwerken für darstellende Künste aktiv, wie z. B. dem Asian Dance Network. Sie hat MA-Abschlüsse von der University of Warwick, UK, und der University of the Arts, Belgrad.

UNSER PARTNER

Das Luminous Festival ist das erste inklusive Kunstfestival in China. Es wurde 2019 vom in Beijing ansässigen Kulturzentrum Body On & On initiiert und wird von der Luminous-Stiftung ausgerichtet. Inklusive Kunst konzentriert sich auf die Themen Behinderung, Altern, Geschlecht und Minderheiten und ist der direkteste und effektivste Weg, um mit künstlerischen Mitteln in das gesellschaftliche Geschehen einzugreifen. Das Luminous Festival hat sich dem künstlerischen Konzept des „Art for All, Art for Change“ verschrieben und bietet eine künstlerische Plattform für spezielle Gruppen und erhöht die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Kreativen und Teilnehmer*innen aus verschiedenen Ländern, Gemeinschaften und mit unterschiedlichen Fähigkeiten, um soziale Vorurteile abzubauen, künstlerische Energie zu vermitteln und künstlerische Methoden zu erforschen, um eine inklusive Gesellschaft aufzubauen. Die Themen, die im Rahmen des Festivals diskutiert werden, konzentrieren sich auf den subjektiven künstlerischen Ausdruck von Menschen mit Behinderung, von Älteren, von marginalisierten Personen und arbeitenden Frauen.