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[Foto: VCG]

Anlässlich des jährlichen Weltübersetzungstages haben die Professorin Hu Wei von der Peking-Universität und Teilnehmer der „Deutsche-Lyrik-Werkstatt der Peking Universität“ eine Auswahl von Texten zeitgenössischer deutscher Lyrik von bekannten deutschsprachigen Schriftsteller:innen erstmals ins Chinesische übersetzt. Die Ergebnisse und Übersetzungen werden in der Veranstaltung präsentiert und Hu Wei wird mit Christian Metz, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der RWTH Aachen, zu einem hybriden Gespräch über die Entstehung zeitgenössischer deutscher Lyrik zusammenkommen. 

Es wurde argumentiert, dass die Poesie in gewisser Weise im Vergleich zu literarischen Gattungen wie dem Roman in Bezug auf den „großen Maßstab“ weniger vorteilhaft ist. Diese Ansicht ist jedoch unbegründet. Ausgewählt aus 30 neuen deutschsprachigen Gedichten, die zwischen 2018 und 2020 erschienen sind, repräsentieren die Bildcollage „Im Heimweh ist ein blauer Saal“ der Nobelpreisträgerin Herta Müller und die Klangcollage „50 Hertz“ des Dichter- und Klangkünstlerduos „Fitzgerald & Rimini“ den Trend zur Verschmelzung von Klang, Bild und Text in der deutschsprachigen Lyrik. Mit Esther Kinskys „Schiefern“ und Marion Poschmanns Buch „Nimbus“ sind zwei der populärsten deutschsprachigen Naturgedichtbände der letzten Jahre erschienen, die poetische Reflexionen über das Verhältnis von Mensch und Natur im „Anthropozän“ bieten. Eugen Gomringer, der Alt-Meister der deutschen konkreten Poesie, schreibt seit fast 20 Jahren Sonette. Seine „Welt im Sonett“, und Franz Dodels „Ein unendliches Haiku“, gehören zum Besten, was die deutschsprachige Lyrik in der Verbindung von östlichen und westlichen poetische Traditionen in letzter Zeit hervorgebracht hat. Dazu kommen „Dekarnation“ der jungen Lyrikerin Eva Maria Leuenberger, „Taupunkt“ von Kerstin Preiwuß, Texte, die sich mit dem Zustand der Materie und ihrem Veränderungspotenzial auseinandersetzen oder „Vogelwerk“, in dem der Naturforscher und Lyriker Henning Ziebritzki 52 Vogelarten dokumentiert,  „Nach dem Gewitter die Mücken“, eine Sammlung von Gedichten und Gemälden von Michael Krüger in Zusammenarbeit mit der bildenden Künstlerin Christina von Bitter, und „Im Grunde wäre ich lieber Gedicht“, eine Gedichtsammlung, die 2020 von der Münchner Lyrik Kabinett herausgegeben wurde, zeigen den eklektischen, dynamischen und populären Charakter der zeitgenössischen deutschen Lyrikszene.

Die „Deutsche-Lyrik-Werkstatt der Peking Universität“ ist eine Lyrik-Studien- und Übersetzungsgruppe, die von Professorin Hu Wei von der deutschen Abteilung der Peking Universität unter deutschen Sprachstudenten gegründet wurde. Aus Liebe zur deutschen Sprache und Poesie verfolgen sie die deutsche Lyrikszene aufmerksam und machen es sich zur Aufgabe, neu erschienene deutsche Lyrikbände zu besprechen, zu übersetzen und vorzustellen. Sie haben bereits Gedichte von Matthias Politycki übersetzt und veröffentlicht (2021). Ihre Mitglieder sind:  Chen Jingze, Liu Zijing, Zeng Xiaowei, Yang Jingdan, Wang Guangjun, Zhang Haoying, Ye Zi, Li Muhan, Xie Yisi und Xing Xu.

Die Auswahl der 30 neuen deutschsprachigen Gedichtbände wurde freundlicherweise vom Buchinformationszentrum der Frankfurter Buchmesse in Peking, BIZ, bereitgestellt. 

Sonderveranstaltung zum „Internationalen Übersetzertag“ 2022

Lesung und Gespräch: 

Ein neuer Blick auf die aktuelle deutsche Lyrik – und ein Einblick in eine Übersetzerwerkstatt

Zeit: 30.09.2022, 19:00 – 20:30

Gäste: Hu Wei, Christian Metz

Sprache: Deutsch, Chinesisch (Konsekutive Übersetzung) 

Ort: Bibliothek Sprache, Goethe-Institut Peking

Adresse: Cyber Tower Building B 17/F, 2 Zhong Guan Cun South Ave., Haidian District, Beijing 

Eintritt frei. First come, first served.

Gäste

HU Wei, Professur für Germanistik an der Peking Universität. Promotion zum Thema „Exilautobiografien“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München (2006 bei Wolfgang Frühwald). Forschungsschwerpunkte: Goethes Gedichte, Deutsche Gegenwartslyrik, Deutsches Naturschreiben, Lyrik und Bild. Forschungsaufenthalt als Fellow im Morphomata-Kolleg an der Universität Köln (2013-2014), im Literaturarchiv Marbach usw. Ausgezeichnet mit Fengzhi-Forschungspreis 2019, Literaturstraße-Nachwuchspreis 2015. Gründerin und Leiterin der Übersetzungswerkstatt der Deutschen Lyrik an der PKU.

Christian Metz, geb. 1975, Professor für Neuere deutsche Literatur an der RWTH-Aachen University. Promotion in Deutscher Literaturwissenschaft (2008) an der Goethe-Universität Frankfurt, 2015 Habilitation zum Thema „Kitzel. Genealogie einer menschlichen Empfindung“. Gastprofessuren u.a. an der Cornell University, Universität Tromsø, Westfälische-Universität Ludwig-Maximilians-Universität München, Universität Zürich und der Universität für angewandte Künste in Wien. Literaturkritiker für die F.A.Z., den Deutschlandfunk und 3sat. 2020 mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet. Forschungsschwerpunkte: Narratologie, Literatur- und Medientheorie, Gegenwartslyrik, Literaturvermittlung, Liebesforschung, Gefühls- und Empfindungskulturen im Aufeinandertreffen von Literatur, Biologie und Philosophie. Jüngste Buchveröffentlichungen: Poetisch Denken. Die Lyrik der Gegenwart (2018), Kitzel. Genealogie einer menschlichen Empfindung (2020), Beugung. Poetik der Dokumentation (2020).