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17-12-2020  |  

Vor über zehntausend Jahren stiegen zwei Töchter des Jadekaisers vom Himmel auf die Erde herab. Die beiden waren von der landschaftlichen Schönheit so fasziniert, dass sie sich entschieden, länger auf der Erde zu bleiben. Tagsüber studierten die Töchter des Jadekaisers zusammen mit den Mönchen im Tempel die buddhistischen Sutren. Nach Einbruch der Dunkelheit verwandelten sie sich in rote Schnecken und versteckten sich im Teich. Sie führten ein glückliches Erdendasein und verhalfen den Einheimischen jedes Jahr zu einer guten Ernte bis sie von ihrem Vater in den Himmel zurückgerufen wurden. In Anlehnung an diese Sage wird der Tempel seither „Hongluo", auf Deutsch „Rote Schnecke", genannt.

Der Hongluo-Berg befindet sich 55 Kilometer vom Stadtzentrum Beijings entfernt in Huairou. Er gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Kategorie 4A und ist staatlich geschützt. Ursprünglich hieß der Hongluo-Tempel „Daming-Tempel". Mit seinem Bau wurde im Jahr 338 dem 4. Jahr der Regierungsperiode von Xiankang in der Östlichen Jin-Dynastie, begonnen und in der Tang-Dynastie erweitert. Während der Regierungszeit von Kaiser Zhengtong in der Ming-Dynastie wurde der Daming-Tempel in „Tempel zum Schutz und Glück des Staates" umbenannt. Erst später erhielt er seinen heutigen Namen „Hongluo".

Der Hongluo-Tempel ist der erste große Tempel aus dem Altertum und gilt als Wiege des Buddhismus in Nordchina. Einem Sprichwort zufolge ist der Putuo-Tempel vor der Küste von Ningbo der berühmteste Tempel im Süden Chinas, der Hongluo-Tempel in Beijing der berühmteste im Norden. Was die Tempelanlage so berühmt macht, erklärt uns unsere Reiseleiterin Li Wenjing:

„Im Hongluo-Tempel gibt es drei einzigartige Wunder; und zwar den 600 Jahre alten Bambushain, das Ginkgobaum-Paar und die Kiefer. Der Bambushain wurde vor 600 Jahren von Mönchen gepflanzt. Der Bambus hier unterscheidet sich vom Bambus in Südchina. Wir nennen ihn ,Yu Xiang Jin'. Er ist grün und gelb. Mit einer Fläche von über vier Hektar ist er der größte Bambushain in Nordchina."

Hinter dem Bambushain liegt ein kleiner Teich mit einer großen, künstlichen roten Schnecke in der Mitte.

Mit seinen acht Quadratkilometern ist der Hongluo ein verhältnismäßig großer Tempel. Die Tempelanlage wurde nach Fengshui-Kriterien in die umliegende Landschaft eingebettet. Im Norden liegt das Hongluo-Gebirge, im Süden der Hongluo-See. Die Architektur des Tempels versprüht einen Hauch von Tibet. Mittendrin steht das zweite der drei Hongluo-Wunder. Dazu noch einmal unsere Reiseleiterin Li: „Der Tempel hat eine Geschichte von mehr als 1.600 Jahren. Das zweite Hongluo-Wunder ist das 1.100-jährige Ginkgobaum-Paar. Der männliche Ginkgobaum blüht jeweils im Frühling, trägt aber keine Früchte. Nur der weibliche Ginkgobaum trägt Früchte. Beide Stämme sind sehr dick. Das dritte Wunder ist die 800-jährige Kiefer. Sie ist sechs Meter hoch, sehr breit und hat neun Zweige. Im Sommer wirkt sie wie ein großer Sonnenschirm."

Der Hongluo-Tempel hat einige interessante Hallen. Sie sind die Halle des Himmlischen Königs, die Mahavira-Halle, die Halle der Drei Heiligen. Neben der Halle der Drei Heiligen steht das Zimmer für den Abt des Tempels.

Auf einer Fläche von knapp 270 Hektar werden im Süden des Hongluo-Gebirges Aprikosen, Sumachgewächse, Japanischer Spitz-Ahorn und Fackelbäume angepflanzt. Vor allem im Herbst bilden diese Pflanzen zusammen mit den wild wachsenden weißen Pinien einen wunderschönen Anblick.

Die beste Reisezeit für einen Besuch des Hongluo-Tempels ist Anfang Mai und Ende Oktober. Früher kamen viele Bauern hierher, um für eine gute Ernte zu beten. Auch heute noch ist der Hongluo-Tempel ein beliebter Wallfahrtsort.