Gongbao-Hühnchen, Peking-Ente, Hot Pot, Dim Sum und … Joghurt. Stutzig geworden? Bei der Auflistung typisch chinesischer Gerichte erscheint Joghurt so fehl am Platz wie Essstäbchen in Omas Besteckkasten.

„Das ist eine traditionelle Verarbeitungsmethode. Durch die Aufbewahrung in dem Tongefäß bleibt der Geschmack unverändert. Der Joghurt im Tontopf schmeckt besser als der in Papierverpackungen. Er ist sehr frisch und kann bei unter Null bis fünf Grad Celsius höchstens drei Tage lang aufbewahrt werden. Dieser Joghurt enthält außerdem keine Zusatzstoffe."

Das Besondere liegt also vor allem in der Herstellungstechnik. Die Entstehung von Joghurt durch Milchsäurebakterien wird als Fermentation bezeichnet. Normaler Joghurt fermentiert vor der Abfüllung. Beim traditionellen Beijinger Joghurt verläuft dieser Prozess im Pott. Da die Pötte Handarbeiten sind, muss auch die Abfüllung per Hand erfolgen. Durch die leicht unterschiedlichen Abmessungen wäre eine maschinelle Abfüllung problematisch.

Der unverwechselbare Geschmack, der durch das Fermentieren im Pott entsteht, ist wesentlich süßer als bei Naturjoghurt im Westen und sehr milchig. Dong erklärt, dass dieser spezielle Joghurt in Beijing mittlerweile nur noch von einer einzigen Firma im Bezirk Fengtai vertrieben werde. Die einzige andere, die den weißen Saft in den typischen Tontöpfen herstellt, hat ihren Sitz in Qinghai und beliefert die Hauptstadt erst seit Inbetriebnahme der Qinghai-Tibet-Bahn.