Opferdarbietung an den Mond

Es ist ein sehr alter Brauch in China, zum Mittherbstfest dem Mond Opfer darzubringen. Nach historischen Aufzeichnungen hatten bereits die alten Kaiser in der Zhou-Dynastie den Brauch, der Sonne bei der Frühlings-Tagundnachtgleiche, der Erde bei der Sommersonnenwende, dem Mond bei der Herbst-Tagundnachtgleiche und dem Himmel bei der Wintersonnenwende Opfer anzubieten. Die entsprechenden Opferstätten wurden Sonnentempel, Erdtempel, Mondtempel und Himmelstempel genannt und befanden sich in den vier Richtungen Osten, Süden, Westen und Norden. Der Mondaltar in Beijing war der Ort, an dem die Kaiser der Ming- und Qing-Dynastie dem Mond Opfer brachten. Dieser Brauch wurde nicht nur vom Hof und dem Hochadel befolgt, sondern beeinflusste mit der Entwicklung der Gesellschaft allmählich auch das Volk. Der Volksbrauch, dem Mond während des Mittherbstfestes Opfer darzubringen, entwickelte sich später zu einer Veranstaltung, bei der die Betrachtung des Mondes wichtiger war als die Opferdarbietung an den Mond. Aus der ernsthaften Opferzeremonie wurde eine entspannte Unterhaltung. Jetzt wurden die Aktivitäten der Opferdarbietung an den Mond und der Anbetung des Mondes bereits durch groß angelegte und farbenfrohe Vergnügungsaktivitäten für die Massen ersetzt, bei denen man sich am Anblick des Vollmondes erfreut.

Anbetung des Mondes

Jede Familie im alten Beijing muss einen Altar für die Anbetung des Mondes einrichten, um Melonen und Früchte, Mondkuchen, frische Sojabohnenzweige, Hahnenkammblumen, Rüben, Lotuswurzeln, Wassermelonen und andere Opfergaben bereitzustellen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den „Mondkuchen der Familienzusammenkunft“, außerdem muss Obst hingestellt werden. Die meisten Männer verneigen sich bei der Anbetung des Mondes nicht, wie das Sprichwort sagt: „Männer beten den Mond nicht an und Frauen geben keine Opfergaben für den Ofengott.“

Bei der Anordnung der Früchte gibt es viele Regeln. Pfirsiche und Granatäpfel gehören zusammen, denn in der Vergangenheit glaubten die Menschen, dass viele Kinder und Enkel Langlebigkeit und Glück bedeuteten; Kastanien und Persimonen werden zusammengelegt, was als „förderlich für den Wohlstand der Geschäftsleute“ bezeichnet wird; streut man eine Handvoll Longan darauf, bedeutet das die „Wertschätzung der Familienzusammenkunft“; für Reisende in der Ferne, die nicht nach Hause kommen können, werden Lotuswurzeln hingestellt - eine Metapher für die innere Verbundenheit, da abgebrochene Stücke der Lotuswurzeln immer noch durch Fäden miteinander verbunden sind. Nach der Anbetung des Mondes sitzen die Familienmitglieder zusammen, trinken Wein und betrachten den Mond, denn das Mittherbstfest wird auch als „Fest der Familienzusammenkunft“ bezeichnet.

Opferdarbietung für „Yueguang Ma’er“

„Yueguang Ma’er“ („Mondscheinpferd“) ist ein Produkt der antiken Stadt Beijing. Es hat den Kopf eines Hasen und den Körper eines Menschen, trägt eine Rüstung und hat Flaggen, die seinen Rücken schützen sollen. Auf seinem Gesicht klebt Goldschlamm, sein Körper ist bunt bemalt. Es kann sitzen oder stehen, etwas mit einem Stößel zerstoßen oder auf einem Tier reiten. „Tu’erye“ („Herr Hase“) mit seinen zwei großen aufgerichteten Ohren ist ein berühmtes traditionelles Saisonspielzeug in der Region Beijing. Obwohl man sagt, er hätte ein „Hasengesicht“, sieht sein Gesicht nicht gerade nach einem Hasen aus. Nur sein Mund hat die dreizackig geformte Lippenspalte eines Hasen, die anderen Stellen ähneln eher einem menschlichen Gesicht. „Tu’erye“ ist eines der Symbole des Mittherbstfestes im alten Beijing. Damals gab es in der Hauptstadt einen halben Monat vor dem Mittherbstfest auf dem Dong’an-Markt und an Orten wie Qianmen Wupailou, Dongsi, Xidan usw. Stände, an denen Tu’erye verkauft wurden. An den Ständen hat man mehrstufige Holzregale in Treppenform errichtet, die Stufe für Stufe höher wurden. Die Stufen waren voller großen und kleinen Tu’erye, die Leute nannten sie „Tu’erye-Berge“. Dadurch wurde dem farbenreichen und prunkvollen Fest der Familienzusammenkunft leuchtende Farben und fröhliche Stimmungen verliehen.

Aktivitäten in Zusammenhang mit dem Mond

Aktivitäten in Zusammenhang mit dem Mond waren sehr beliebt im alten Beijing. Nach der Anbetung des Mondes und dem gemeinsamen Abendessen zur Feier der Familienzusammenkunft konnten bessergestellte Familien nach Beihai, Taoranting und andere Orte gehen, um den Mond zu betrachten. Die weniger gutgestellten Familien stellten eine Wanne mit Wasser im Hof auf und beobachteten darin die Widerspiegelung des Mondes. Der Folklorewissenschaftler Wang Zuoji erinnerte sich: „Es gab zwei Arten von Aktivitäten, die mit dem Mond zusammenhingen: Die eine Art hieß Wenwan (literarische Aktivitäten), bei der man den Mond betrachtete, Gedichte schrieb, Bilder malte und Laternenrätsel löste. Die andere Art hieß Wuwan (sportliche Aktivitäten), bei der man zum See ging, um das Mondlicht im Wasser zu sehen; wohnte man in einem Shiheyuan (chinesischer Wohnhof), gab es im Hof eine Wanne voller Wasser. Reichte die bloße Betrachtung der Widerspiegelung des Mondes nicht aus, hob man einen Stein auf und warf ihn ins Wasser, um die dadurch entstandenen Wellen zu sehen. Die Kinder in Beijing liebten es auch, in den Gassen dem Mond hinterherzurennen, was als ‚Jagd auf den Mond‘ bezeichnet wurde.“

Blumenbetrachtung

Die Kultur der Blumenbetrachtung während des Mittherbstfestes verfügt auch über viele Besonderheiten: Jede Familie liebt es, Blumen auf der Fensterbank zu stapeln und sie zu einem „Blumenberg“ zu formen. Es gibt auch Blumenmärkte in Chongwen und Xuanwu, dabei sorgen die verschiedenen Blumen für eine fröhliche Atmosphäre. Auch der Lampenmarkt im alten Beijing ist sehr lebhaft. Das Mittherbstfest ist eines der drei großen Laternenfeste in China, beim Mittherbstfest dürfen Laternenspiele nicht fehlen. Natürlich gibt es beim Mittherbstfest keine groß angelegten Laternenshows wie beim Laternenfest am 15. Tag des 1. Monats im Mondkalender, die Laternenspiele beim Mittherbstfest finden hauptsächlich nur zwischen Familien und unter Kindern statt.

Mondkuchen essen

Das Essen von Mondkuchen zum Mittherbstfest hat eine lange Geschichte. In der Vergangenheit gab es vor allem drei Arten von Mondkuchen, die von alten Beijingern gegessen wurden: Zilaihong (rote Mondkuchen), Zilaibai (weiße Mondkuchen) und Mondkuchen mit Zuckersyrup-Teig (wird auch Tuanyuanbing - „Kuchen der Familienzusammenkunft“ genannt). Erst später kamen Fanmao-Mondkuchen (besitzt eine velourslederartige Oberfläche) und Laipi-Mondkuchen (mit unregelmäßigen Gruben an ihrer Haut) sowie Guangdong-Mondkuchen hinzu. Während des Festes stellen die alten Beijinger auch gerne hausgemachte Mondkuchen her.

Die Mondkuchen, die von alten Beijingern als Opergaben verwendet werden, müssen „Zilaihong“ sein und nicht „Zilaibai“. Fürs Verzehren werden beide traditionellen Mondkuchenarten „Zilaihong“ und „Zilaibai“ verwendet. Nach dem Abendessen, bei dem die ganze Familie zusammenkommt, betrachtet man gemeinsam den Mond. Da der Mond beim Mittherbstfest in Beijing relativ spät aufgeht, d. h. ungefähr nach 21 Uhr, stellen die Leute in der Zwischenzeit Tische im Hof auf, trinken Tee und essen Mondkuchen, um auf den Mond zu warten. „Zilaihong“ wird für Opfergaben verwendet, daher gibt es dafür strenge Vorschriften. Die Haut muss mit Sesamöl hergestellt werden, in der Füllung sind verschiedene Nüsse sowie die „grünen Streifen und roten Streifen“ Beijings (Pappelpflaumen und Mandarinenschalen), außerdem muss Kandiszucker darin enthalten sein. Die Zutaten für „Zilaibai“ sind relativ beliebig und es gibt dafür keine besonderen Vorschriften, aber der Teig wird mit Schmalz zubereitet.

(Inhaltsquelle: bj.wenming.cn)